Jetzt erst recht müssen wir zusammenhalten

Es ist schon eine kleine Tradition: Vor Beginn der fünften Jahreszeit gibt RKK-Präsident Hans Mayer ein Sommer-Interview, in welchem er aktuelle Fragen beantwortet. In diesem Jahr waren die Themen des Gesprächs besonders vielfältig.

Nachfolgend die wichtigsten Auszüge dieses Interviews.

Nach zwei schwierigen Corona- Jahren gibt es aktuell neue Sorgen: Der fürchterliche Ukraine- Krieg, die Inflation und die Energie-Krise. Kann man sich unter solchen Rahmenbedingungen auf den Beginn der fünften Jahreszeit am 11.11. freuen?

Der Karneval hat schon viele schlimme Zeiten überstanden. Er war immer auch ein Puffer, wenn es den Menschen schlecht gegangen ist. Wir haben den Menschen Freude gebracht. Und das wird auch in diesen schwierigen Zeiten, in denen wir heute leben, eine wichtige Aufgabe unserer Vereine sein: Den Menschen Freude zu bringen, damit sie ihre Sorgen auch mal für einen Augenblick vergessen können und Kraft schöpfen, für die Herausforderungen, die anstehen.

Wir haben einen schrecklichen Krieg in der Ukraine, wo täglich Menschen sterben. Ein Aggressor will der Welt zeigen, zu was er Alles im Stande ist. Neben diesem mörderischen Kriegseinsatz, den er in der Ukraine gegen die Zivilbevölkerung führt, droht er der freien westlichen Welt auch damit, den Gashahn abzudrehen. Er wird es nicht schaffen, dass der Karneval darunter leidet! Er wird es allerdings schaffen, dass wir Überlegungen anstellen müssen, welche alternativen Möglichkeiten bestehen, um Energiemangel vorzubeugen oder mit diesem zu leben. Ich bin mir sehr sicher darüber, dass dem Karneval, den Vereinen und Verbänden genügend Möglichkeiten einfallen werden, Karneval zu feiern.

Wir dürfen nicht vergessen: Wir haben eine drastische Erhöhung der Lebenshaltungskosten. Viele Vereine müssen mit dem auskommen, was sie an finanziellen Möglichkeiten haben. Sie werden Alternativen entwickeln, an die man vielleicht nicht gedacht hat, wenn man aus dem vollen schöpfen kann. Wenn ich zusammenfassen darf: Wir werden Karneval feiern! Putin wird uns nicht davon abhalten! Dessen bin ich mir sehr sicher, denn wir haben tolle Vereine. Wir haben viele Menschen, die gleichgesinnt wie der RKK denken. Jetzt erst recht müssen wir zusammenhalten!

Echte Karnevalisten haben immer genug körperliche Energie, um ihr schönes Brauchtum zu leben. Was ist jedoch, wenn die allgemeine Energie, sprich Gas und Strom, knapp werden?

Wir wären nicht der RKK, wenn wir dieses Thema nicht schon behandelt hätten. Wenn wir die Entwicklungen in der Ukraine sehen, müssen wir davon ausgehen, dass Putin weiterhin Gas verknappt oder uns den Gashahn komplett abdreht. Wir könnten somit in der Tat in eine missliche Situation kommen, wo auch bei den politisch Verantwortlichen Überlegungen durchgeführt werden: Können öffentliche Veranstaltungen durchgeführt werden? Aber ich kann heute schon sagen: Der Karneval wird gefeiert. Putin wird es nicht erreichen, dass wir den Karneval ausfallen lassen, weil er mörderisch und aggressiv einen Krieg führt und den freien westlichen Völkern, die dieses verurteilen, den Energiehahn zu dreht.

Wir werden Lösungen finden; wir müssen uns darauf vorbereiten. Ich bin guter Hoffnung, dass wir das auch schaffen werden. Natürlich sagen wir unseren Vereinen auch, was schlimmstenfalls passieren könnte. Ich empfehle daher den Vereinen, die Verträge abschließen, hierin auch einen entsprechenden Passus aufzunehmen. Und zwar für den Fall der Fälle, dass es eventuell zu Absagen von Veranstaltungen kommt.

Die Rheinischen Karnevals-Korporationen haben immer wieder frühzeitig Themen angesprochen, die unpopulär sind. Das war bei Corona so, das ist aktuell bei der Energie-Krise so. Nimmt die RKK damit nicht die Rolle eines Spielverderbers ein?

Wir sind kein Schön-Wetter-Dachverband. Wir stellen uns den Problemen – wir stellen uns den Herausforderungen, die an uns herangetragen werden. Wir möchten Lösungen herbeiführen, damit wir für unsere Mitgliedsvereine das Beste erreichen. Wir möchten für unsere Mitgliedsvereine schützen. Unseren Vereinen müssen wir daher auch sagen: Dieses Szenario könnte eventuell auf Euch zukommen, aber wir haben Möglichkeiten geschaffen, dieses zu dezimieren oder auszuschließen.

Neben den unerfreulichen Rahmenbedingungen gibt es aber auch Positives aus den letzten Monaten zu berichten, insbesondere, wenn man an den Tanzsport denkt. Ja, hier muss ich an erster Stelle den Verantwortlichen der Tanzsportabteilung danken, insbesondere André Piwonka und seinem Team ganz herzlich dafür danken. Sie sind außergewöhnliche Wege gegangen, den kein Tanzsportverband in Deutschland bisher gegangen ist. Wir haben trotz Corona beschlossen, dass wir mit Freundschaftsturnieren beginnen werden. Wir haben eine sehr große Resonanz drauf.

Wir haben ein Programm entwickelt, bei dem wir selbstverständlich alle Maßnahme eingeschlossen haben, bei denen die Sportlerinnen und Sportler, aber auch die Besucherinnen und Besucher geschützt wurden. Es hat sich gezeigt, dass der RKK auch in diesen Zeiten beispielhaft nach vorne geht. Belohnt wurde dies dadurch, dass wir einen enormen Zuwachs an vereinen erhalten haben, die in der RKK tanzen möchten.

Bei den erwähnten Turnieren hat man auch viele neue Tänzerinnen und Tänzer sowie neue Gruppen gesehen. Wie ist es zu dieser erfreulichen Entwicklung gekommen?

Da gibt es verschiedene Faktoren: Wir haben beschlossen, so früh wie möglich mit dem Gardetanzsport zu beginnen. Wir gehen wieder den Weg über die Freundschaftsturniere, hin zur Qualifikation für die die Landesmeisterschaften und letztendlich zur Deutschen Meisterschaft. Viele Vereine waren erfreut darüber, dass die RKK Deutschland damit begonnen hat. Honoriert wurde das mit einem tollem Zuspruch. Die Vereine haben erkannt: Der RKK ist eine große Familie. Wir sagen „Herzlich willkommen“. Bei uns bestimmen nicht die Funktionäre das Geschehen. Wir als Funktionäre bieten Hilfestellungen und schaffen Rahmenbedingungen – aber im Vordergrund stehen bei uns die Sportlerinnen und Sportler.

Karnevals-Veranstaltungen dienen auch immer der Pflege des Dialekts und der Mundart. Wie wichtig ist diese Heimatsprache in der heutigen Zeit?

Unheimlich wichtig! Es ist eine Aussage, die ich immer wieder gerne wiederhole: „Brauchtum und Tradition erhalten, die Gegenwart gestalten, damit wir die Zukunft sichern können!“ Zur Zukunft gehört auch, dass die Kinder und Jugendliche ihre Sprache noch kennen. Sprache ist eine Identifizierung mit Heimat.

Wenn ich in meiner Heimatsprache als Büttenredner auf die Bühne trete und meinen Vortrag im Dialekt halte, dann ist das Heimatverbundenheit. Man kann viele Dinge ganz anders ausdrücken, als im Hochdeutschen.

Wir als RKK unterstützen das in vielfältiger Weise, auch wenn wir Nachwuchsförderung betreiben. Vordergründig steht bei uns die Verbundenheit zur Heimat – die Verbundenheit zur Muttersprache. Doch das sollte nicht nur im Karneval so sein: Wir sollten in vielen Teilen der Gesellschaft den Dialekt wieder pflegen.

Wir zu Hause zum Beispiel sprechen mit unseren Kindern Hochdeutsch, aber auch gerne unseren Dialekt. Wenn wir alle den Vorsatz haben, den Dialekt auch an nachfolgende Generationen weiterzugeben, dann können wir unsere schöne Heimatsprache erhalten.

 

Es ist klar: Wir haben zwei schlimme Jahre hinter uns, in denen wir unser schönes Brauchtum nicht oder nur eingeschränkt feiern konnten. Aber die Vereine haben sich bemüht, das schöne Brauchtum am Leben zu halten.Ich sehe für die neue Session eine geänderte Situation, im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren: Die Impfstoffe war noch nie so gut entwickelt, wie heute.Es gab leider viele Menschen, die im Sommer erkrankt waren. Manche sagen, hierdurch habe eine Durchseuchung stattgefunden. Betroffene entwickeln damit auch eine Abwehr gegen das Virus. Wir haben in den nächsten Monaten auch neue Impfstoffmöglichkeiten.

Insofern darf ich heute sagen: Corona sollte nicht mehr als Seuche gesehen werden, als Erkrankung jedoch schon. Corona wird meines Erachtens unser gesellschaftliches Leben nicht mehr lahm legen. Ich gehe beispielsweise davon aus, dass keine Schulen mehr geschlossen werden. Genauso gehe ich davon aus, dass wir unseren Karneval feiern können. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir ihn mit Masken feiern.

Aber hierfür muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen. Die Rheinischen Karnevals-Korporationen werden nicht nur zuschauen, wenn die Politik versagt. Und nur den Vereinen die Verantwortung überträgt, wie eine Veranstaltung unter Corona-Bedingungen durchgeführt werden kann.Aber wie gesagt: Ich behaupte, wir werden 2022/2023 unser geliebtes Brauchtum feiern können.

Wie haben sich die Rheinischen Karnevals-Korporationen für die weitere Zukunft aufgestellt?

Als ich 2013 angetreten bin, um Präsident zu werden, hatte ich gesagt, „ich habe Visionen“. Diese habe ich auch heute noch. Ich freu mich darüber, dass wir zum Beispiel in Ostdeutschland demnächst zwei weitere Landesverbände bekommen werden, die in der RKK Deutschland tanzen. Das war eine Überlegung, die wir vor 3 bis 4 Jahren noch nicht hatten. Aber irgendwann sind die Anfragen doch so zahlreich geworden, dass wir von Seiten des Vorstandes beschlossen haben, auch unseren karnevalistischen Karneval nach Ostdeutschland zubringen.

Die Resonanz ist sehr gut: Wir werden eine Landesmeisterschaft in Thüringen abhalten und auch Freundschaftsturniere durchführen. Die Rheinischen Karnevals- Korporationen sind ein offener Verband, zu dem die Menschen Vertrauen haben.

Dann ist unser Digitalisierungsprozess zu erwähnen, den wir noch nicht ganz abgeschlossen haben. Was den Gardetanzsport betrifft, sind wir schon sehr weit. Das war ein Meilenstein. Andere beneiden uns darum, was wir dort geleistet haben. Aber es sind noch einige Aufgaben zu erfüllen, die wir in den nächsten Monaten zu Ende bringen werden.

Danach werden wir den Digitalisierungsprozess in der Geschäftsstelle weiter intensivieren. Die Arbeitsvorgänge nehmen zu und werden immer umfangreicher, auch weil wir erfreulicherweise wachsen. Wir werden ebenfalls neue Wege gehen, wenn es darum geht, langjährige Aktive zu ehren. In diesem Zusammenhang muss ich auch etwas erwähnen, was nun auch durch die Bundes-Innenministerin thematisiert wurde: Wir müssen das Ehrenamt stärken. Die Ministerin hat den Vorschlag unterbreitet, dass Menschen, die lange Jahre ehrenamtlich tätig werden, früher in Ruhestand gehen sollen. Auf der anderen Seite gibt es eine bereits seit geraumer Zeit formulierte Forderung der RKK Deutschland: Wer eine gewisse Anzahl von Jahren ehrenamtlich tätig war, für diese Menschen wünschen wir einen zusätzlichen Rentenpunkt.

Wir dürfen eines nicht vergessen: Was das Ehrenamt für Deutschland leistet, ist beispielhaft. Geht man beispielsweise nach Amerika, so sieht das dort anders aus. In Deutschland, ist das Ehrenamt sehr ausgeprägt. Deshalb müssen wir etwas tun, das dies auch so bleibt. Man händigt zwar gerne Urkunden oder Verdienstmedaillen aus. Aber das reicht nicht. Ich bin davon überzeugt: Die klimatischen Veränderungen bringen auch Gefahren, wie wir sie zum Beispiel im Ahrtal erlebt haben. Gerade in den dortigen und weiteren Katastrophengebieten hat man doch gesehen, wie wichtig das Ehrenamt ist. Ich sehe in Zukunft viele weitere Herausforderungen für das Ehrenamt. Ich sehe daher auch die unbedingte Forderung an die Politik, etwas zu ändern zum Wohle des Ehrenamts, also der vielen Frauen und Männer, die dort ihre Freizeit für das Gemeinwohl opfern.

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