Generationswechsel bei den Höhnern

Geschichte wiederholt sich manchmal – Patrick Lück, der neue Frontsänger der Höhner, im Interview

Im Jahre 1986 gab der damalige Frontsänger der Höhner, Peter Horn, bekannt, dass er die Gruppe verlassen wolle. Mit Henning Krautmacher fand man einen Nachfolger, der in der Session 1986/1987 gemeinsam mit seinem Vorgänger auf der Bühne stand. Ein ungewöhnlicher, aber erfolgreicher Schritt: Rund 35 Jahre lang war Henning Krautmacher DAS Gesicht der Gruppe.

Im letzten Jahr kündigte der charismatische Schnauzbart- Träger an, Platz für einen Jüngeren machen zu wollen. Zwischenzeitlich 65 Jahre alt, möchte er die Bühne in Würde verlassen und sich mehr seiner Familie widmen. Im November 2021 stellten die Höhner seinen Nachfolger vor: Patrick Lück.

In diesem Jahr steht dieser noch gemeinsam mit Krautmacher auf der Bühne. Doch im kommenden Jahr wird der junge Musiker alleiniger Frontsänger der Höhner. Der 45-jährige Musiker gab der Bütt ein exklusives Interview. Das Gespräch durften Horst Hohn und Katja Gaebelein im Allerheiligsten der Höhner führen: Den Probe-Räumen der Gruppe, die sich versteckt am Rande der Millionenstadt Köln befinden. Hier entstanden legendäre Hits, die ganz Deutschland kennt. Und hier nahm sich der sympathische Sänger Patrick Lück rund zwei Stunden Zeit für ein interessantes Gespräch. Als am Schluss auch einige Bandmitglieder der Höhner erschienen, merkte man sofort: Nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich stimmt die Zusammenarbeit der Gruppe, die in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen feiern kann.

Zunächst einmal vielen Dank für das Interview und das angebotene „Du“. Wer sich mit Deinem Lebenslauf beschäftigt, ist beeindruckt. Wie bist Du eigentlich zur Musik gekommen – gab es ein musikalisches Elternhaus?

Witzigerweise ist das gar nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt. Man könnte ja meinen, die ganze Familie hat zu bestimmten Zeiten oder Feiern zusammengesessen und musiziert. Mein Vater hat Musik geliebt. Er hatte eine kleine Wandergitarre. Mit seinen Freunden war er auch schon mal im Ahrtal unterwegs und hat dort Musik gemacht, wie er mir zu Lebzeiten noch erzählt hat.

Er hat aber nie gesagt, ich solle ein Instrument lernen. Das hat sich von selbst entwickelt. Ich hatte immer schon Leidenschaft zu Musikinstrumenten. Wir haben mal eine alte Orgel bekommen, es folgten ein kleines Keyboard, ein Kindersaxofon, und dann war da natürlich die Gitarre meines Vaters. Und natürlich habe ich immer gerne gesungen. Die alten Platten meines Vaters haben sicherlich auch ihren Anteil dazu beigetragen, wie z.B. Elvis und Chuck Berry. Ich habe aber nie eine Förderung bekommen oder wöchentlichen Unterricht. Ich habe mir selbst Bücher gekauft, mir autodidaktisch vieles beigebracht. In der Realschule bin ich ungefähr ein halbes Jahr vor dem Schulabschluss in den Chor gegangen. Aber nicht weil ich dachte, ich könne so super singen, sondern weil ich total in eine Mitschülerin verliebt war. Außer mir waren nur wenige im Chor, das war halt damals uncool. Bei der Schulabschlussfeier hatte ich dann meinen ersten Bühnenauftritt. Das war 1993, mit „November Rain“ von Guns n´ Roses. Da standen dann Freunde, Lehrerschaft und Schulkammeraden mit Feuerzeug im Publikum. Ich habe mir dann gedacht: „Naja, so schlecht kann das nicht gewesen sein, da kann man vielleicht weitermachen.“

Mitglied in einer so bekannten Gruppe wie den Höhnern zu werden, ist sicherlich der Traum von vielen Musikern. Wie kam es dazu?

Zwischen dem eben erwähnten Schulabschluss und den Kontakten hier nach Köln zu Peter Werner von den Höhnern liegt eine lange Zeitspanne. Ich war ja zunächst solo unterwegs. Meine Auftritte beschränkten sich damals auf den Bekanntenkreis und den erweiterten Freundeskreis.

Ich habe das ganze teilweise auch mit Comedy gemischt und den ein oder anderen Otto-Sketch nachgespielt oder Geschichten von Rüdiger Hoffmann erzählt. Das war aber alles auf meine Heimat im Westerwald beschränkt. Die Boxen und das Mischpult wurden in den Twingo gepackt, und dann ging´s los. Im Jahr 1999 hab ich dann bei einen Talentwettbewerb von RPR und Sat1 teilgenommen. Reiner Meutsch hatte diesen in seinem Heimatort Kroppach ausgerichtet. Es gab 500 Bewerbungen. Hiervon wurden 15 Musikerinnen und Musiker ausgewählt, die dann live singen durften. Zur großen Freude habe ich den Wettbewerb damals gewonnen. Das war praktisch mein Startschuss für öffentliche Auftritte.

Reiner hat mich dann mitgenommen zu seiner damaligen Tour „Mein Abenteuer“. Anschließend bin ich mit einer Robby-Williams- Show solo durch die Republik getourt. Die Gruppe „Street Life“ ist dann irgendwann auf mich aufmerksam geworden und hat mich dazugebucht. Im Jahr 2008 wurde ich Frontsänger der Gruppe. Für mich war es toll, in eine solche Band einzusteigen. Man kann sagen: Gesucht und gefunden. Von 2008 bis 2021 haben wir sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Die Kontakte hier nach Köln hatte ich bereits durch meine Solo-Auftritte. Auch mit „Street Life“ haben wir für viele Karnevalsgesellschaften gespielt. Unser Keyboarder Elmar ist nicht nur der Nachbar von Peter Werner, sondern auch einer seiner besten Freunde. Hierdurch ist Peter auch immer mal zu Auftritten von Street Life gekommen und war auch von dem angetan, was wir gemacht haben. Als die Pläne von Henning bekannt wurden, zukünftig kürzer zu treten, hat Peter an mich gedacht. Ich wurde auf eine Gartenparty unter dem Vorwand eingeladen, als Gast bei der Höhner-Weihnachtsshow aufzutreten. Und dann habe ich irgendwann gemerkt, dass es sich zu einer Art Vorstellungsgespräch entwickelte. Anfang Oktober kam dann die Entscheidung, dass die Höhner gerne mit mir arbeiten möchten, worüber ich mich wahnsinnig gefreut habe.

Wenn man eine solche Anfrage erhält, überlegt man da noch lange?

Man fühlt sich zuerst mal total geehrt. Natürlich habe ich früher schon mal geflachst, wie es wäre, in einer bundesweit bekannten Band zu spielen. Aber wenn dann eine solche Anfrage kommt, muss man zunächst mal durchatmen. Ich habe erst das Gespräch mit meiner Frau gesucht. Unsere Tochter war zu dem Zeitpunkt noch kein Jahr alt. Wir hatten aufgrund der Corona-Pandemie den Luxus, dass ich mit meiner Tochter fast jeden Tag spielen und aufwachsen sehen konnte. Das ist bei dem Job ja nicht unbedingt üblich.

Der Ballance-Akt zwischen Familie und Job ist möglich. Man muss nur drüber reden und wissen, worauf man sich einlässt. Ich ziehe immer den Hut vor meiner Frau: Sie steht 200prozentig hinter mir. Wobei die Höhner ja auch wie ein gut organisierter Betrieb aufgestellt sind, wo man auch mal Urlaub hat.

Was hat Dich denn besonders gereizt? 350 Auftritte im Jahr sind ja keine Kleinigkeit.

Ja, das ist eine Hausnummer. Es ist schon so, dass man im Karneval wirklich geballt täglich mit 5, 6 oder auch 7 Auftritten unterwegs sein kann. Aber man kommt in Säle, wo die Leute feiern wollen. Man erwartet uns, die Stimmung ist entsprechend gut. Es ist nicht so, wie bei einer Gala-Band, die zum Beispiel auf einem Mitarbeiter-Fest auftritt. Da fragt man sich schon mal hinter der Bühne: Haben die überhaupt Lust?

Wenn man Höhner hört, denkt man zunächst mal nur an Karneval. Aber wenn man sich mit Repertoire und verschiedenen Projekten beschäftigt, dann sieht man, wie viel Kreativität dort gelebt wird. Da gibt es neben dem Karneval normale Konzerte, die Zirkus-Show, die Weihnachts-Show und die Höhner Classic. Diese Vielfalt hat mich besonders gereizt.

Henning war nicht nur Frontsänger, er hat auch gerne getextet. Wie sieht es bei Dir aus?

Neben dem Gesang werde ich mich schwerpunktmäßig auch textlich einbringen. Natürlich kann ich auch komponieren. Früher habe ich auch schon an einem Musical mitgeschrieben. Ich brauche als Autodidakt aber vielleicht viel länger, um etwas einzuspielen. Bei unseren Multi-Instrumentalisten in der Gruppe sieht das anders aus. Wir waren beispielsweise vor einigen Wochen zum Song-Writing auf Mallorca. Da hat sich gezeigt: Jeder kann sich einbringen. Und so ergeben sich Super-Synergien. Zu hören bekommt man das dann auf unserem neuen Album mit 12 neuen Songs. Daneben wird es auch ein Höhner-Best-Off mit 50 Liedern geben. Unser Jubiläumsjahr beginnt 2022 und läuft bis 2023.

Welche musikalischen Ereignisse sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Da gibt es einige. Ein schönes Erlebnis war, als ich im WDR mit Chris de Burgh „Lady in Red“ singen durfte. Der Gewinn des Talentwettbewerbs natürlich ebenso. Bei einer BVB-Saison- Eröffnung bin ich mit dem Motorrad ins Stadion gefahren und habe „Let me entertain you“ gesungen. Ein tolles Erlebnis, obwohl ich jetzt kein bekennender BVB-Fan bin…. (schmunzelt)

Denkt man an die Höhner, denkt man sofort an „Viva Colonia“. Ist das auch Dein persönlicher Liebglings- Song aus dem umfangreichen Repertoire der Höhner?

„Viva Colonia“ habe ich schon früher gecovert. Die Leute gehen immer darauf ab. Ob das in Nord-Deutschland, Süd-Deutschland, Schweiz, Österreich oder am Ballermann ist: Das ist ein Schatz, ein Baby, das man lieben muss. Die Leute warten bei unseren Auftritten förmlich darauf. Man muss das Lied daher auch wertschätzen und dankbar für einen solchen Song sein.

Zu meinen Lieblings-Liedern der Höhner gehört „Blootwoosch, Kölsch und e lecker Mädche“. Das Lied hat eine schöne Farbe, ein schönes Gefühl. Das Lied habe ich im übrigen auch bei der Vorstellprobe gesungen. „Karussells und bunte Büdcher“ ist eher etwas zum Schunkeln mit einer wunderschönen Melodie, die mir unwahrscheinlich gut gefällt. (Patrick stimmt spontan den Refrain des Liedes an, man merkt seine Begeisterung für das Lied). Ich könnte noch fünf oder sechs weitere Lieblingslieder nennen. „Steht auf, mach laut“ zum Beispiel macht unglaublich viel Spaß zu Singen, weil die Leute mitgehen. Und wenn man merkt, dass etwas vom Publikum zurückkommt, mag man das Lied natürlich auch. Das ist ja bei „Viva Colonia“ genauso.

Die Musik im Karneval hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Vor allem ältere Jecken vermissen die klassischen Schunkel- Lieder. Wie siehst Du das?

Wir haben ein Traditions-Medley, indem beispielsweise „Ich bin ne Räuber“ vorkommt. Wenn man auf der Bühne steht, ist es interessant zu sehen, wie die Leute auf verschiedene Dinge reagieren. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man beides weiterbedient: Tradition und Gegenwart.

Man darf auch im Karneval nicht stehen bleiben, man kann auch junge Leute abholen. Der Musikmarkt und die Hörgewohnheiten haben sich nun mal geändert. Ich finde es beispielsweise erschreckend, wenn manche Lieder auf den Streamingdiensten nur 2 Minuten lang sind, weil danach die Aufmerksamkeit nicht mehr da ist.

Wie schön ist es doch, wenn man epische Werke wie z.B. November- Rain hört. Das sind über 8 Minuten Musikgenuss.

Die Höhner sind immer schon eine Band gewesen, die auf traditionelles und modernes gesetzt hat. Ein Instrument, wie z.B. ein Akkordeon, ist bei uns nicht wegzudenken, auch wenn es nicht in jedem Lied zu Einsatz kommt. Samba oder afrikanische Klänge waren für manche Zuhörer zunächst auch ungewohnt. Aber die entsprechenden Lieder sind heute auch schon Klassiker.

Eine vergleichbare Entwicklung gibt es ja bei den Büttenreden: Wenn man länger als 20 Minuten auf den Witz warten muss, geht die Aufmerksamkeit schon zurück.

Ja, es ist eine Entwicklung, die nicht nur uns als Musiker, sondern den Karneval an sich betrifft. Traditionen hochzuhalten ist wichtig. Man darf nicht vergessen, wo man herkommt und sein eigenes Fundament weggraben. Man sollte jedem, der vor einem Publikum auftritt, Respekt zollen. Es darf nicht sein, dass man sich lauthals unterhält, während vorne jemand spricht. Respekt ist für mich Kinderschule. Andererseits kann man die Leute nicht zu etwas zwingen, zu dem sie nicht in der Lage sind. Es gilt also, die richtige Balance zu finden.

Wie viele Karnevals-Orden erhält man eigentlich im Laufe des Jahres?

Ich war neulich bei Henning: Da hängt schon Einiges….

Und bei Dir?

Frag mich in 10 Jahren nochmal … (lacht) Nein, ich hab´ natürlich auch schon etliche Orden zu Hause. Die schönsten sind natürlich diejenigen, mit denen man ganz besondere Erinnerungen verbindet. Den ersten Orden für den Auftritt mit den Höhnern habe ich beispielsweise in Koblenz erhalten.

Okay, dann setzen wir das Interview spätestens in 10 Jahren fort. Wir fangen dann mit der heutigen Abschluss-Frage als Einstiegsfrage an. Dank für das nette Gespräch und ganz herzlichen Glückwunsch an alle Höhner zum 50jährigen Jubiläum.

Auf die nächsten 50 Jahre!

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