Es ist ein Vorschlag, der leicht zu verstehen ist und für den es gute Gründe gibt: Hans Mayer, Präsident der Rheinischen Karnevals- Korporationen (RKK), regt an, Mitgliedsbeiträge an kulturelle Vereine künftig bei der Einkommensteuererklärung zu berücksichtigen. Hierdurch werde das Ehrenamt gestärkt und eine Gleichbehandlung mit den Mitgliedsbeiträgen für Parteien gewährleistet. Deshalb wurden bereits mehrere Schreiben an Finanzminister Christian Lindner persönlich verschickt. „Doch dem Minister sind Millionen von Ehrenamtlern offensichtlich egal – zumindest, wenn sie sich im Karneval engagieren“ so Mayer.
Was ist passiert? – vor rund einem Jahr hat der bundesweit tätige Dachverband, der über 1.111 Mitgliedsvereine vertritt, ein Schreiben an Lindner nach Berlin gesandt. Doch das Schreiben blieb ohne Antwort. „Kann passieren, sollte aber nicht“, betont RKKPräsident Hans Mayer, der sodann eine freundliche Erinnerung verfasste. Doch auch diese blieb ohne Antwort. Gleiches galt für die zweite Erinnerung. Dass dieses Verhalten nicht nur Unverständnis, sondern auch Verärgerung auslöst, ist nachvollziehbar: „Diese Missachtung ist eines Ministers unwürdig. Man kann in der Sache unterschiedlicher Meinung sein. Aber wir erwarten, dass ein Regierungsmitglied wenigstens antwortet. Wenn nicht er selbst, dann zumindest einer seiner Mitarbeitenden, hebt Mayer hervor
Betroffen vom Vorschlag der RKK sind neben Karnevalsgesellschaften beispielsweise auch Sport-, Musik- und Gesangsvereine, oder Vereine für die Heimatpflege. Immerhin gab es nach Angaben des Statistik-Portals „Statista“ im Jahre 2023 rund 16 Mio. Ehrenamtler in Deutschland. Nach einer vorhergehenden Berechnung der Generali-Gruppe leisten diese fast 5 Milliarden Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Jahr. Dies würde, je nach Stundenlohn, einem wirtschaftlichen Wert von 30 bis 40 Milliarden Euro entsprechen – oder einer Arbeitszeit von über 3 Millionen Vollzeitbeschäftigten. Der Einsatz wird dem Staat quasi „geschenkt“. Doch damit nicht genug: Ohne Ehrenamtler würde das Gesundheitssystem zusammenbrechen, die Feuerwehr, die Sportvereine – und eben auch die Kultur und das Brauchtum.
„Und trotz dieser unentgeltlichen wirtschaftlichen Leistung befindet Herr Lindner die Ehrenamtler noch nicht einmal einer Antwort für würdig? Menschen also, die sich für diesen Staat einsetzen, obwohl sie keine üppigen Politiker-Gehälter und Altersversorgung dafür erhalten? Ohne die dieser Staat, unsere Gemeinschaft und unser Sozialsystem nicht mehr funktionieren würden? Da sollte man von einem Minister, der diesen Staat finanziell am Laufen halten soll, wahrlich etwas anderes erwarten“, so der verärgerte und enttäuschte RKK-Präsident Hans Mayer.