Interview mit Fred van Halen

Der bundesweit bekannte Bauchredner über die Anfänge seiner Karriere und die Zukunft des Karnevals

„Einen Vogel zu haben“ ist für Fred van Halen keine Beleidigung. Im Gegenteil, er ist stolz auf seinen Aky, auch wenn dieser häufig eine „große Klappe“ hat. Doch spätestens am Schluss des Auftritts begraben beide wieder das Kriegsbeil, ganz getreu dem Motto „was sich liebt, das neckt sich“. Vogel Aky könnte es sich auch gar nicht leisten, seinen Freund dauerhaft zu bleidigen oder durch den Kakao zu ziehen, denn schließlich wäre er ohne den Bauchredner stumm. Regelrecht sprachlos war das Publikum auch beim ersten Auftritt von Fred van Halen im rheinischen Karneval im Jahre 1986. Der überraschende Abend sollte für ihn und Aky weitreichende Folgen haben.
Heute, über drei Jahrzehnte später, sind Fred van Halen und sein Bühnenpartner bundesweit bekannt. Beide sind aus den großen und bekannten Kölner Fernsehsitzungen nicht mehr wegzudenken. Gerne stand der sympathische Bauchredner „der Bütt“ zum Interview bereit. Hierbei berichtete er nicht nur über die Anfänge seiner Karriere sowie neue karnevalistische Formate, sondern gab auch ein Plädoyer für den tänzerischen Nachwuchs ab.

Sie gehören bundesweit zu den bekanntesten Gesichtern des Karnevals. Wie ist ihre Leidenschaft zur 5. Jahreszeit entstanden, haben Sie karnevalistische Gene von Ihren Eltern erhalten?

Mein Bühnenauftritt, der normalerweise 30 Minuten in Anspruch nimmt, dauerte dieses mal 1 Stunde und 15 Minuten. Das Zelt tobte und war schlussendlich total „ausgelacht“. Der Endeffekt war der, dass das Programm der Kölner Agentur, welches ja nach meinem Auftritt an den Start ging, beim Publikum keinen Anklang mehr fand. Der Veranstalter klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Jetzt kennt er deinen Namen!“
Bei der Abreise kam dann der ältere Herr, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt weder Namen noch Agenturzugehörigkeit kannte, auf mich zu, zückte seine Visitenkarte und sagte: „Wenn Sie zu Hause sind, rufen sie mich bitte an. Ich bin Kurt Ludes von den Rheinlandgastspielen Ludes in Köln. Wenn Sie Lust haben, könnte ich Ihnen ein paar Auftritte im Kölner Karneval vermitteln“. Natürlich habe ich nicht angerufen, denn ich war immer noch sehr ungehalten über diese Art der Behandlung. Eine Woche nach dem Auftritt rief mich dann Kurt Ludes an und fragte nochmals nach, ob ich nicht in Köln auftreten wolle. Nachdem wir dann den Vorfall in Königswinter besprochen hatten, einigten wir uns auf einen Auftritt in Köln im Gürzenich. Das war für manch Großkarnevalisten ein richtiger Kulturschock. Ein Bauchredner im Karneval, das gab es noch nie in Köln. Und dann noch ein Imi. Glücklicherweise gab es aber in dieser nicht einfachen Phase einige Personen, die fest zu mir standen, z.B. Kurt Rossa (ehemaliger Oberstadtdirektor in Köln), Kurt Ludes (Rheinlandgastspiele), Manfred Wolf (Agentur Ahrens), Josef Lutter (er brachte mich zu RTL), Ewald Kappes (Orden-Kappes) ,um nur einige zu nennen. So bin ich schließlich 1986 im Karneval gelandet. Der Rest ist Geschichte. Von meinen Eltern habe ich übrigens keine karnevalistischen Gene geerbt, denn sie hatten mit Karneval überhaupt nichts im Sinn.

Die hohe Kunst des Bauchredens versuchen viele Menschen, doch nur wenige können diese so perfekt, wie Sie. Benötigt man hierzu eine besondere Begabung?

Danke für die Blumen, aber so perfekt, wie es scheint, bin ich nicht. Da ich sehr selbstkritisch bin, hadere ich immer wieder mit meinen Auftritten. Immer wieder passieren mir durch Unkonzentriertheit Fehler, die eigentlich nicht passieren dürften. Aber ich denke, keiner ist perfekt. Dass man zum Bauchreden besondere Begabung braucht, glaube ich nicht, denn faktisch kann das jeder lernen. Die Begabung liegt wohl eher darin, seiner Puppe Leben einzuhauchen und sie richtig zu bewegen, damit der Zuschauer die Illusion bekommt, die Puppe hätte wirklich ein Eigenleben.
Eine gewisse Begabung braucht man natürlich auch zum Schreiben seines Programms.

Aky ist jemand, der dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ist und auch auf der Bühne keine Gelegenheit auslässt, mit den Damen zu flirten. Eigentlich passt er somit perfekt in das TV-Format „Der Bachelor“. Würde er ein entsprechendes Angebot des Senders annehmen?

Wenn es nach ihm ginge, würde er das Angebot sicherlich annehmen. Aber Gott sei Dank habe ich da auch ein Wörtchen mitzureden. Da er ja alle Frauen liebt würde er ganz in schön in Schwierigkeiten kommen. So wie ich ihn kenne, würde er jeder Frau eine Rose schenken und es gäbe nur Gewinner. Aber so ist er eben.

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Während er Damen meistens verschont, bleiben sie von scharfzüngigen Bemerkungen ihres Freundes Aky nicht verschont. Können Sie ihm eigentlich auch richtig böse sein?

Natürlich nicht. Bekanntlich ist Schadenfreude die schönste Freude. Für das Publikum gibt es doch nichts Schöneres, als zuzusehen, wie er mich so richtig durch den Kakao zieht. Natürlich immer mit dem guten Ende für sich. Daran habe ich mich gewöhnt und im Übrigen kenne ich ihn nicht anders.

Sie stehen seit vielen Jahren gemeinsam mit Aky auf der Bühne. Haben Sie jemals daran gedacht, ihn gegen einen anderen Bühnenpartner auszutauschen, beispielsweise durch eine klassische Bauchrednerpuppe oder einen anderen tierischen Freund?

Diese Frage überrascht mich immer wieder aufs Neue, denn ich trete außerhalb des Karnevals natürlich auch mit anderen Bühnenpartnern auf. In meinem zweistündigen Programm „Jetzt schlägt´s 13“ habe ich fünf verschiedene Charaktere im Programm. Da sind Louis Armstrong, der Frosch Gregory McNepp, James Bond Junior und noch zwei weitere Gesellen.
Durch den Karneval und der ständigen Präsenz von Aky ist jedermann der Meinung, ich trete nur mit diesem Vogel auf und habe keine anderen Puppen. James Bond Junior ist zum Beispiel eine klassische Bauchrednerpuppe aus Holz, bei der man die Augen einzeln ansteuern kann, ebenso die Augenbrauen. Aber selbst bei der 2-Stundenshow warten alle auf das Erscheinen von Aky. Er ist eben der Star des Ensembles, was sein Bekanntheitsgrad in den Medien unterstreicht.

Wie lange bereiten Sie sich auf eine neue Karnevals-Session im Durchschnitt vor und wann ist ihr jeweils neues Programm fertig?

Die Vorbereitung beginnt eigentlich schon nach der abgelaufenen Session und zieht sich über das ganze Jahr. Das Grundgerüst der Rede steht im Oktober, wird aber in der laufenden Session immer wieder angepasst. Sei es durch irgendwelche Meldungen aus den Medien oder aber, weil ein Gag überhaupt nicht klappen will. So gesehen ist die Rede nie richtig fertig. Außerdem improvisiere ich gerne, was das Publikum auch merkt und das Ganze noch lebendiger macht. So ist auch jeder Auftritt ein bisschen anders.

Gibt es Themen, die sie auf keinen Fall in ihre heiteren Dialoge mit Aky einbauen würden?

Ja, da gibt es schon so ein paar Themenbereiche, die ich nicht in meine Shows einbaue oder einbauen würde. Das wäre z.B. das Thema Religion – und zwar jeden Glaubens – oder etwa Witze über Behinderte.

Zu meinen schönsten Erinnerungen zählen Auftritte in Altenheimen und Krankenhäusern

Sie sind seit Jahrzenten erfolgreich auf den Bühnen unterwegs. Gibt es Erlebnisse, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Zu meinen schönsten Erinnerungen zählen Auftritte in Altenheimen und Krankenhäusern. Es gibt nichts Schöneres als Menschen, denen es nicht so gut geht, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihre Sorgen und Nöte für dreißig Minuten vergessen zu lassen. In dieser Beziehung habe ich den schönsten Job, den man sich vorstellen kann.

Musik, Tanz und Stimmung haben in den letzten Jahren im Karneval enorm an Bedeutung gewonnen. Die klassischen Büttenredner hingegen haben es zunehmend schwer. Stellen Sie das auch bei Ihren Auftritten fest?

Ja das ist leider so. Dass sich das ganze so entwickelt hat, hat sicherlich vielschichtige Gründe. Zum ersten ist das Publikum jünger geworden, auch das Bild des Literaten in den Vereinen hat sich verändert, ebenso das Trinkverhalten bei verschiedenen Veranstaltungen. Wie heißt es so schön? „Nichts bleibt, wie es ist“. Der Karneval hat sich definitiv verändert und wird sich auch immer weiter verändern, das bringt die Zeit so mit sich. Ob zum Vor- oder Nachteil, wird uns die Zukunft zeigen. Einige erfolgsversprechende Konzepte wurden ja von Kölner Vereinen schon umgesetzt, so zum Beispiel die „Flüstersitzung“ oder aber das Format der Agentur Alaaaf Horst Müller, den reinen „Rednerfrühschoppen“. Beides Konzepte, die im Übrigen sehr gut aufgegangen sind. Auch das Festkomitee Kölner Karneval arbeitet an erfolgsversprechenden Formaten. In Zukunft wird man sicherlich noch andere Formate installieren, um dem Karneval neuen Schwung zu geben. Es bleibt also spannend. Ich jedenfalls möchte mich bei allen Vereinen für die vielen schönen Jahre, die ich bei ihren Sitzungen erleben durfte, bedanken. Es war eine herrliche Zeit, die ich nicht missen möchte. Das war noch richtig schöner Karneval. Dabei habe viele tolle und liebenswerte Menschen in den verschiedensten Vereinen kennenlernen dürfen, was mein Leben sehr bereichert hat. Eines möchte ich den Vereinen allerdings noch ans Herz legen: Vergesst bei den ganzen Veränderungen die vielen Tanzgruppen nicht, denn auch die werden immer weniger gebucht. Die Jungen und Mädels opfern über das Jahr Stunden ihrer Freizeit ohne Entgelt, um den Menschen eine Freude zu bereiten. Jahrelang setzten sie Glanzlichter bei Veranstaltungen und werden nun durch das „Nichtbuchen“ durch die Vereine abgestraft. Wir sollten froh sein, dass es noch genug junge Menschen gibt, die bereit sind, sich im Karneval zu engagieren und Opfer zu bringen. Dass Tanzen eine Knochenarbeit ist, brauche ich wohl niemanden zu erklären. Diese jungen Menschen sind die Zukunft des Karnevals und nicht die Partygänger.

Welche Art von Humor mögen Sie persönlich am liebsten?

Also ich persönlich liebe den schwarzen Humor der Engländer. Ein Humor den vielen Deutschen, warum auch immer, zu weit geht. Ich finde ihn herrlich.

Würden Sie uns zum Schluss ihren persönlichen Lieblingswitz verraten?

Das ist zurzeit mein Lieblingswitz, kann sich aber in den nächsten Wochen schon wieder ändern: Donald Trump ist zu Gast in einer Quizsendung. Der Moderator: „Mr. Präsident wie viele Bundestaaten hat die USA und wie heißen sie?“ Darauf Trump: „Oh, es gibt viele großartige Bundesstaaten in den USA und ich heiße Donald J. Trump!“

Das Interview führte Horst Hohn

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