Rheinland-Pfalz. Nicht ohne Grund hatte RKK-Präsident Hans Mayer in seiner Video-Neujahrsansprache eine ausdrückliche Forderung an die Politik gerichtet, das Ehrenamt zu stärken, anstatt es mit zusätzlicher und übertriebener Bürokratie zu gefährden. Nun hat sich das bestätigt, was befürchtet wurde: Nach Frankenthal haben zwischenzeitlich einige weitere Städte und Kommunen die diesjährigen Karnevalsumzüge abgesagt.
„Die neuen Sicherheitsauflagen und damit verbundenen Kosten für Karnevalsumzüge sind ein erneuter Schlag ins Gesicht der vielen ehrenamtlichen Karnevalisten. Mit den teilweise völlig überzogenen Auflagen werden Karneval und Brauchtum mutwillig zerstört. Durch die Bürokratisierung aufgrund des neuen Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes des Landes ist man auf dem besten Weg, das langjährige Kulturgut Karneval und das Brauchtum endgültig zu zerstören“, so RKK-Präsident Hans Mayer. Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse fragt man sich, wo eigentlich die Sicherheitskonzepte bei den Silvester-Ausschreitungen in zahlreichen Großstädten gewesen sind.
Die Sicherheit ist wichtig, was außer Frage steht. „Was manche Sicherheitsauflagen betrifft, muss man aber die Kirche im Dorf lassen – ansonsten gibt es im Dorf bald keinen Straßenkarneval mehr! Wir brauchen keine Sonntags-Reden, bei welchen die Bedeutung des Ehrenamts betont wird. Wir brauchen wochentags Unterstützung für die ehrenamtlich tätigen Menschen, egal ob beim Karneval, oder in anderen Bereichen“, betont Hans Mayer.
Die Rheinischen Karnevals-Korporationen möchten, dass sowohl die Aktiven als auch die Zuschauer ausgelassen und sicher den beliebten Straßenkarneval feiern können. Das erreicht man jedoch nicht, in dem man die Auflagen und den Bürokratismus so auf die Spitze treibt, dass die Ehrenamtlichen beim Karneval verzweifelt das Handtuch werfen.
Frankenthal war die erste größere Stadt, in welcher der Karnevalsumzug aufgrund der hohen Hürden leider abgesagt wurde. Dort hätte es allein 40 Lastwagen gebraucht, um die Umzugsstrecke in Frankenthal abzusichern. Hinzu kommen 80 LKW-Fahrer, die natürlich alle den LKW-Führerschein haben müssen, denn für jeden Fahrer muss ein Ersatz vorgehalten werden. Wie soll das logistisch bewerkstelligt werden? Wer soll die Kosten tragen? Woher sollen die LKWs samt Fahrer herkommen und bezahlt werden? Sollen die ehrenamtlich Tätigen das auch noch aus eigener Tasche bezahlen?
Durch die verstärkten Auflagen entstehen immens hohe Personalkosten, da bei den Einsätzen eine Vielzahl von Sicherheitskräften bei den Umzügen vorgeschrieben sind. Probleme hierbei sind Kosten und Personalnot: weder Vereine noch die Kommunen können diese Kosten stemmen. Das DRK hat jetzt schon zu wenige Helfer und es gibt im Ehrenamt zu wenige Menschen.
Die Karnevalsvereine haben bereits pandemiebedingt zwei Jahre lang unter erheblichen Einnahmeausfällen gelitten. Wie sollen nun die zusätzlichen Ausgaben finanziert werden? Auf diese und ähnliche Fragen muss die Politik eine Antwort geben.
Wenn es um die Hilfsbereitschaft der in Rheinland-Pfalz ansässigen Ehrenamtler geht, wie zum Beispiel bei der Hochwasserkatastrophe an der Ahr und in der Südeifel, nimmt man diese Hilfen gerne entgegen. Wenn selbige Helfer in ihren Orten und Städten für ein paar Stunden den Menschen etwas Freude in den Alltag von Inflation, Energiemangel und dem Krieg in der Ukraine bringen wollen, werden diese Veranstaltungen systematisch durch überzogene Sicherheitsvorkehrungen torpediert. „Hört endlich mit diesem wahnsinnigen Bürokratismus auf und kümmert Euch um die Themen, die unser Land nach vorne bringen!“, fordert RKK-Präsident Hans Mayer.
Der Straßenkarneval kommt der Allgemeinheit zugute. Gerade in der aktuellen schwierigen Zeit, die durch die Energiekrise, die Inflation und die weiteren Auswirkungen des furchtbaren Ukraine-Krieges geprägt ist, brauchen die Menschen eine Abwechslung vom Alltag. Wenn der Straßenkarneval nun auf diese Art und Weise kaputt gemacht wird, dann ist der gesamtgesellschaftliche Schaden enorm.